Gicht: Symptome, Ursachen und Therapie

Von Moritz Döring - 19. März 2022

Gicht ist auch unter dem Namen „Krankheit der Könige“ bekannt. Der Patient, der bei uns mit Gicht in die Praxis kommt, ist häufig männlich, gut genährt, kann schlecht laufen, er hat gerade mitten im Sommer gegrillt, Würstchen, Fleisch und Bier haben gut gemundet. Anschließend stellt er plötzlich starke Schmerzen und Rötungen fest, die zum Beispiel oft vom großen Zeh des Patienten ausgehen. Nachts hat er schlecht geschlafen, da schon die Berührung des Zehs mit der Bettdecke nicht zu ertragen war.

Aber was genau ist eigentlich Gicht? Gicht ist eine Systemerkrankung und bezieht sich dementsprechend nicht nur auf den großen Zeh. Ausgelöst wird sie durch zu viel Harnsäure im Körper. Diese Harnsäure bildet Kristalle, die sich insbesondere in Großzehen, Fingern, Knien, Ohren und den Gefäßen ablagern. Eine Anlage zu Gicht ist auch vererbbar.

Beim Abbau von Purinen entsteht die Harnsäure. Die Purine werden über die Nahrung aufgenommen und sind ein fester Bestandteil der Zellkerne (DNA/RNA). Überschüssige Harnsäure wird über die Nieren und den Darm aus dem Körper entfernt. Der Harnsäure-Spiegel im Blut sollte 6,5 mg/dl nicht übersteigen. Zu viel Harnsäure im Körper kann zum Beispiel durch eine Ernährung mit zu vielen Purinen einhergehen. Weiterhin erhöht sich der Harnsäure-Spiegel auch im Zuge einer Krebstherapie durch die angewendeten Medikamente. Auch eine starke Gewichtsabnahme kann einen Anstieg des Harnsäure-Spiegels bewirken und dadurch einen Gichtanfall auslösen.

Was kann gegen Gicht unternommen werden? Neigt man zu Gicht und hatte beispielsweise bereits mehrere Gichtanfälle, sollte an erster Stelle eine Umstellung der Ernährung vorgenommen werden. Lebensmittel mit vielen Purinen sind dabei zu vermeiden: Dazu zählen zum Beispiel rotes Fleisch, Innereien wie Leber, Krustentiere, Sprotten, Sardinen, Garnelen, Fisch besonders mit Haut, zu viel Alkohol, Fruchtzucker (Fruchtsäfte etc.), Salami, Speck, Leberwurst, Bratwurst, zu viele Linsen und anderes.

Zu den Purin-armen Lebensmitteln, die stattdessen gegessen werden sollten, zählen beispielsweise folgende: Vollkorn-Produkte, Milch bis 3,5% Fett, Öl (Raps, Sonnenblumen und Oliven), frisch zubereitete Salate, Kohlrabi, Möhren, Gurke, Champignons, Haselnüsse, Mandeln, Walnüsse, Kirschen, Melone, Ananas, nicht zu fetter Käse (bis zu 45%), Mozzarella, Schafskäse, Quark (25%) und anderes.

Auch Medikamente können zur Bekämpfung von Gicht eingesetzt werden. Als akutes Medikament setzen wir bei einem Gichtanfall Prednisolon 20-30 mg morgens für maximal 1-3 Tage ein. Bei einem Anfall kombinieren wir Prednisolon auch mit NSAR (Ibuprofen, Diclofenac) und dann gegebenenfalls auch mit einer Magenschutz-Medikation.

Sehr selten wenden wir als akutes Medikament gegen Gichtanfälle auch 1 mg Colchicin und bei weiteren Beschwerden alle 8 Stunden 0,8 mg Colchicin an. Dabei darf die Höchstdosis von 6 mg nicht überschritten werden.

Sollte es trotz einer Ernährungsumstellung immer wieder zu Gichtanfällen kommen, sind wir leider gezwungen, eine Dauermedikation gegen Gicht einzuleiten, da ein ständig erhöhter Harnsäure-Spiegel auf lange Sicht sehr negative Folgen für den Körper und die Gesundheit hat. Durch nicht behandelte Gicht können Arterien schneller geschädigt werden, es kann zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommen, Gelenke können durch die Harnsäure-Ablagerungen extrem deformiert und in ihrer Funktion massiv eingeschränkt werden und durch zu viel Harnsäure können auch Nierensteine entstehen. Als Dauermedikamente gegen Gicht verschreiben wir entweder Allopurinol oder Febuxostat. Diese beiden Medikamente sollten nicht bei einem akuten Gichtanfall verwendet werden, weil sie den Anfall ansonsten noch verstärken können.

Allopurinol 100 bis 300 mg hemmt den Purin-Abbau zur Harnsäure und senkt dadurch den Harnsäure-Spiegel. Das Dauermedikament sollte erst ab einem Harnsäure-Wert von >8,5 mg/dl und vermehrten Gichtanfällen verwendet werden. Zu den Nebenwirkungen können Übelkeit, Erbrechen, allergische Reaktionen, Verminderung der weißen Blutkörperchen und anderes zählen. Bei Nierenschwäche sollte die Dosis reduziert werden. Das Präparat sollten Sie unbedingt sofort absetzen, wenn Sie nach der Einnahme Fieber, Schüttelfrost, grippeähnliche Symptome oder Blasenbildung auf der Haut feststellen.

Febuxostat 80 bis 120 mg bewirkt eine verminderte Harnsäure-Bildung und hemmt die Purin-Synthese. Das Medikament wird über Leber und Nieren ausgeschieden und kann auch bei eingeschränkter Leber und Nieren-Funktion gegeben werden. Nebenwirkungen können Übelkeit, Durchfall, allergischer Hautausschlag u.a. sein.

Bei allen Medikamenten gegen Gicht gilt: Lassen Sie regelmäßig ihr Blutbild, sowie Ihre Nieren und Leber-Werte bestimmen. Die gesündeste Bekämpfung von Gicht bleibt aber weiterhin die Gewichtsabnahme und Ernährungsumstellung. Um also wieder mittelalterlich zu sprechen: Werden Sie vom König zum Knecht und spiegeln Sie dies auch in Ihrer Ernährung wider. Fragen Sie gerne direkt in unserer Praxis nach einem Rezept für eine Ernährungsberatung. Falls Sie sich nicht sicher sind, ob Sie Gicht haben, bestimmen wir auch den Harnsäure-Wert. Dieser Wert sollte allerdings nicht bei einem akuten Gichtanfall abgenommen werden, sondern erst einige Zeit danach.