Harnwegsinfekte: Symptome, Ursachen und Therapie

Von Moritz Döring - 8. April 2023

Harnwegsinfektionen treten öfter in der Bevölkerung auf, als es vielen Menschen bewusst ist. Sie sind die zweithäufigste ambulant erworbene Infektion und sie kommen deutlich häufiger bei Frauen, als bei Männern vor. Dies liegt daran, dass die Harnröhrenöffnung bei Frauen näher am Anus/Po-Loch liegt und die Krankheitserreger zumeist Darmbakterien sind. Harnwegsinfektionen treten auf, wenn Darmbakterien zu einer Entzündung in der Blase und/oder den ableitenden Harnwegen führen. Insbesondere bei Frauen in der Menopause ist das Risiko für Harnwegsinfektionen aufgrund des Östrogen-Mangels nochmal erhöht. Auch die sogenannte „Honeymoon“-Zystitis durch vermehrte sexuelle Kontakte kann für ein höheres Risiko sorgen. Zu den generellen Symptomen von Harnwegsinfektionen zählen brennende Schmerzen beim Wasserlassen und häufiger Harndrang mit nur geringen Mengen an Urin pro Toilettengang. Um Harnwegsinfektionen entgegenzuwirken, sollte die richtige Wisch-Technik beim Stuhlgang (Von vorne nach hinten) berücksichtigt werden. Genug zu trinken (etwa 1,5 Liter pro Tag) und übertriebene Intim-Hygiene zu vermeiden ist ebenfalls ratsam.

Man unterscheidet zwischen komplizierten und unkomplizierten Harnwegsinfektionen. Bei einer unkomplizierten Blaseninfektion können auch alternativmedizinische Mittel zur Behandlung verwendet werden. Bei einer komplizierten Blasenentzündung sollten Sie ärztliche Rücksprache halten. Anzeichen für einen komplizierten Harnwegsinfekt wären dumpfe Schmerzen in der Nierengegend, blutiger Urin, alle Infektionen bei Harnwegs-Anomalien, hohes Fieber und Schüttelfrost. Kommt es zu Harnwegsinfektionen bei Männern, Kindern, Schwangeren, immungeschwächten Patienten, niereninsuffizienten Patienten und schlecht mit Medikamenten eingestellten Diabetikern, zählen diese normalerweise ebenfalls zu den komplizierten Harnwegsinfektionen. Von wiederholten oder rezidivierenden Harnwegsinfekten spricht man, wenn eine Infektion mehr als 3 Mal im Jahr auftritt.

Bei der Therapie kann man zwischen akutem & chronischem Harnwegsinfekt unterscheiden, die wiederum entweder antibiotisch oder alternativmedizinisch behandelt werden können.

  • Akuter, unkomplizierter Harnwegsinfekt mit alternativmedizinischer Behandlung: Nicht jeder Harnwegsinfekt muss gleich mit einem Antibiotikum behandelt werden. In den Leitlinien werden zum Beispiel Bärentraubenblätter-Tee oder Sandelholzpräparate empfohlen, die jedoch nicht länger als einen Monat eingenommen werden sollten, da ansonsten Leber- und Nierenschäden eintreten könnten. D-Mannose (auch bekannt als Femannose) bewirkt, dass die Bakterien durch den Zucker ummantelt werden sollen und so ein Andocken an die Blasenschleimhaut und die Entwicklung einer Infektion verhindert wird. Die Bakterien werden dann über die Blase ausgeschieden. Tausendgüldenkraut, Rosmarinblätter, Liebstöckelwurzel (Canephron, CLR, Bionorica) und Goldrutenkraut (Cystinol) sind Wirkstoffe von pflanzlichen Präparaten. Diese weisen antientzündliche und krampflösende Effekte auf. Einige Patienten schwören auch auf Preiselbeersaft, Kefir, probiotischen Joghurt, Sauerkraut, Kombucha oder Senföle (Angocin). Auch Vitamin C macht den Urin säurehaltiger, was wiederum das Wachstum von E.coli hemmen kann.

  • Chronisch, unkomplizierter Harnwegsinfekt mit alternativmedizinischer Behandlung: Nicht in den Leitlinien auftretend, aber dennoch von Patienten empfohlen werden hier Cranberry-Saft oder Kapseln. Probiotische Substanzen (Darmbakterien), insbesondere Lactobacillus rhamnosus, sollen laut Leitlinien die Häufigkeit von Harnwegsinfekten ebenfalls reduzieren. Patienten berichten auch von guten Erfolgen von drei Darmbakterieninjektionen (StroVac) in den Oberarm. Die Dosierung erfolgt jeweils im Abstand von 1 bis 2 Wochen, nach einem Jahr steht idealerweise eine Auffrischung der Impfung an. Andere Patienten nutzen auch Uro-Vaxom (abgetötete E.coli Bakterien) über mehrere Monate als Tablettentherapie.

  • Akute, unkomplizierte Harnwegsinfekte mit antibiotischer Behandlung: Sollte die Therapie mit alternativmedizinischen Mitteln nach 3 -5 Tagen nicht helfen, muss über eine Behandlung mit Antibiotika nachgedacht werden. Unter anderem bieten sich folgende Antibiotika für diese Kategorie an: Fosfomycin-Trometanol (1 x 3g einmalig), Nitrofurantoin (4 x 50 mg für 7 Tage), Nitrofurantoin Retard (2 x 100 mg für 5 Tage), Nitroxolin (3 x 250 mg für 5 Tage) und Pivmecillinam (2-3 x 400 mg für 3 Tage)

  • Akute und chronische, komplizierte Harnwegsinfekte mit antibiotischer Behandlung: Liegen bei Ihnen solche Infekte vor, können wir ein Antibiogramm durchführen, um genau festzustellen, um welchen Krankheitserreger es sich handelt und welches Antibiotikum genau und sicher gegen diesen wirkt. Bei einem Antibiogramm werden verschiedene Antibiotika an Ihrem Keim in Ihrem Urin getestet und festgestellt, welches Medikament am besten wirkt.

  • Antibiotische Langzeitpräparate: Die Einnahme einiger Langzeitpräparate kann erfolgen, wenn Harnwegsinfektionen häufiger oder regelmäßig auftreten. Dazu zählen Fosfomycin-Trometamol (3g alle 10 Tage), Nitrofurantoin (50 – 100 mg einmal täglich), Trimethoprim (100 mg einmal täglich) und andere.

Lesen Sie bei jeglichen Medikamenten (auch bei den pflanzlichen) bitte stets die Packungsbeilage, um über mögliche Nebenwirkungen und die korrekte Anwendung informiert zu sein. Sprechen Sie uns bei Fragen und zur Therapie von Harnwegsinfekten gerne ebenfalls an.