Diabetes Typ 1 und Typ 2: Ursachen, Symptome, Diagnostik, Therapie

Von Moritz Döring - 10. Februar 2024

Bereits in der Antike wurden die ersten Fälle von Diabetes verzeichnet. Im 17. Jahrhundert wurde der Begriff zu „Diabetes mellitus“ erweitert, was wörtlich so viel bedeutet wie „honigsüßer Durchfluss“. Später wurde die Rolle der Bauchspeicheldrüse bei Diabetes-Patienten untersucht und schließlich die Haupttypen 1 und 2 unterschieden. In Deutschland leiden etwa 373.000 Menschen an Diabetes Typ 1 (Stand: 2022), mit einer steigenden Tendenz von 3 bis 4 Prozent pro Jahr. Es handelt sich dabei um die häufigste chronische Erkrankung, die im Kindes- und Jugendalter auftritt. Deutlich häufiger tritt Diabetes Typ 2 auf, mit etwa 8,7 Millionen betroffenen Deutschen (Stand: 2022) und einer ebenfalls steigenden Tendenz.

„Zucker“, wie im Volksmund Diabetes genannt wird, kann lebensgefährlich sein. Eine massive Unterzuckerung (Bewusstlosigkeit mit Krampfanfällen) oder Überzuckerung (Ketoazidotisches Koma) kann mit dem Tod enden.

Unser Körper nimmt Zucker (Kohlenhydrate) über das Essen auf. Das Essen gelangt in den Magen-Darm-Trakt, und der darin enthaltene Zucker gelangt in unser Blut. Daraufhin wird Insulin in den sogenannten Langerhansinseln ausgeschüttet, welche sich im Kopfbereich der Bauchspeicheldrüse befinden. Wie ein Schlüssel bindet sich das Insulin an die Schloss-artigen Andockstellen (Rezeptoren) auf der Zelloberfläche von Leber-, Fett- und Muskelzellen. Dank dieses Schlüssel-Schloss-Prinzips sorgt Insulin dafür, dass der Zucker in die Zellen gelangt und hier kann er als Energielieferant für Prozesse im Körper genutzt werden

Die Ursachen für Diabetes Typ 1 und Typ 2

Die Ursachen für Diabetes Typ 1 und Typ 2 sind grundlegend verschieden.

Diabetes Typ 1 ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der die vom Körper gebildeten Auto-Antikörper die Insulin-produzierenden Langerhansinseln im Bauchspeicheldrüsenkopf zerstören. Die Auto-Antikörper können bei Patienten im Blut gemessen werden und damit die Diagnose eines Diabetes Typ 1 bestätigen. Eine Studie von Ziegler et al. (2013) empfiehlt, dass bei zweijährigen Kindern von Patienten mit Diabetes Typ 1 eine Messung der Auto-Antikörper durchgeführt werden sollte, auch wenn diese noch keinen Diabetes Typ 1 haben. Je mehr unterschiedliche der Auto-Antikörper im Blut vorhanden sind, desto größer ist laut derselben Studie das Risiko dieser Kinder vor der Pubertät an Diabetes Typ 1 zu erkranken.
Auch bestimmte Infektionen können bei Erwachsenen und Kindern einen Diabetes Typ 1 auslösen, indem hier ebenfalls die Insulin-bildenden Langerhansinseln zerstört werden. Dies könnte auch erklären, dass sich während der Corona-Pandemie das Risiko einer Diabetes Typ 1-Erkrankung erhöht hat. Nach einer Operation mit Entfernung des Bauchspeicheldrüsenkopfes kommt es auch zu Diabetes Typ1, da die insulinproduzierenden Zellen dann ja nicht mehr da sind.

Die Ursachen für Diabetes Typ 2 sind vor allem Fehlernährung (u.a. zu viel, zu oft und zu Kohlenhydrat-reich essen). Durch zu viel Essen müssen die Langerhansinseln zu viel Insulin ins Blut ausschütten und erschöpfen sich dadurch. Da nun nicht mehr genügend Insulin im Blut ist, kann der Zucker nicht mehr in die Zellen aufgenommen werden. Die Folge sind hungernde Zellen und ein messbar erhöhter Blutzuckerspiegel, welcher die Schädigung sämtlicher Organe zur Folge hat. Unter anderem werden Herz, Nieren, Gefäße, Augen und Nerven betroffen und dies führt beispielsweise zu Krankheitsbildern wie Erblindung, Herzinfarkt, Nierenfunktionsstörung, offene Beine, Taubheitsgefühle in den Unterschenkeln und Schlaganfall.

Wie unterscheidet man Diabetes Typ 1 und Typ 2?

Das Molekül C-Peptid, ein Nebenprodukt der Insulin-Synthese, kann bei der Unterscheidung von Diabetes Typ 1 und Typ 2 helfen. Dazu wird im Blut des Patienten die Konzentration an C-Peptid gemessen. Ein niedriger Wert lässt auf Diabetes Typ 1 schließen, da die Synthese von Insulin nicht mehr so effektiv erfolgen kann. Bei Diabetes Typ 2 ist die Konzentration an C-Peptid zu Beginn höher und sinkt dann im weiteren Verlauf. Alternativ ist die Gabe von Glucagon möglich oder ein Glukosetoleranztest, bei dem der Patient eine höhere Dosis Zucker zu sich nimmt und anschließend der C-Peptid-Wert getestet wird. Liegt der gemessene Wert bei unter 1,0 ng/ml, benötigt der Patient Insulin.

Die Symptome von Diabetes Typ 1:

  • häufig eher plötzlich auftretende Symptome
  • oft bei Kindern und Jugendlichen, zunehmend auch bei Erwachsenen
  • vermehrt auch bei schlanken Menschen
  • Müdigkeit
  • Durst
  • Heißhunger
  • ungewollter Gewichtsverlust
  • häufiges Wasserlassen
  • Anfälligkeit für Infekte
  • Schwindelgefühl
  • Atemgeruch nach Nagellackentferner oder überreifem Obst

Die Symptome von Diabetes Typ 2:

  • Häufig eher schleichende Symptome
  • Häufig bei Menschen mit Übergewicht
  • Durst
  • Müdigkeit
  • Anfälligkeit für Infekte
  • ausgetrocknete Haut
  • häufiges Wasserlassen
  • Atemgeruch nach Nagellackentferner oder überreifem Obst

Wie lassen sich Diabetes Typ 1 und Typ 2 vermeiden?

Diabetes Typ 1 lässt sich leider nicht vermeiden, da es sich um eine chronische Autoimmunerkrankung handelt, die zum Teil auch erblich veranlagt ist.
Diabetes Typ 2 lässt sich sehr gut durch eine gesunde Ernährung und aktive Lebensweise vermeiden. Für eine gesunde Ernährung zur Vermeidung von Diabetes Typ 2 können Sie sich nach der folgenden Ernährungsstrategie des Bundeszentrums für Ernährung richten, die Sie unter dem folgenden Link finden: https://www.bzfe.de/service/news/aktuelle-meldungen/news-archiv/meldungen-2022/januar/neue-ernaehrungsempfehlungen-bei-typ-2-diabetes/

Zu den empfehlenswerten Lebensmitteln zählen demnach ballaststoffreiches Essen, Gemüse wie Brokkoli, Tomaten, Paprika oder auch Zwiebeln, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte wie Linsen und Bohnen und zuckerarmes Obst wie Beeren. Meiden sollte man hingegen stark verarbeitete Lebensmittel, zu große Portionen von Kartoffeln und Reis.
Ernähren Sie sich auf diese gesunde Weise, können sich die Rezeptoren der Zellen wieder erholen und vermehren, sodass wieder mehr Zucker aus dem Blut in die Zellen gelangen kann. Die Folge ist, dass der Blutzuckerspiegel wieder sinkt.

Die Therapie von Diabetes Typ 1 und Typ 2

Es gibt zurzeit noch kein Heilmittel für Diabetes Typ 1. Patienten sind somit auf von außen zugeführtes Insulin angewiesen, um ihren Blutzuckerspiegel im Normbereich zu halten und Spätfolgen zu vermeiden. Hierzu ist es erforderlich, dass Patienten ihren Blutzuckerspiegel stets überblicken können.

Patienten mit Diabetes Typ 2 können durch eine gute Ernährung und eine aktive Lebensweise für eine Senkung ihres Blutzuckerspiegels sorgen. Reicht dies nicht mehr aus, gibt es die Medikamentengruppe der Antidiabetika. Reicht auch das nicht mehr aus, um den Blutzuckerspiegel im Normbereich zu halten, müssen auch diese Patienten Insulin zuführen. Artikel über Antidiabetika und Insuline folgen.

Wie misst man als Diabetiker den Blutzuckerspiegel?

Unabhängig von der Art des Diabetes, kann der Blutzuckerspiegel gemessen werden, indem ein Messgerät den Zucker eines Blutstropfens aus dem Finger oder Ohr misst oder z.B. ein Sensor am Oberarm kontinuierlich den Zuckerwert untersucht.

Welche Möglichkeiten gibt es, um Insulin zuzuführen?

Um den Insulinbedarf zu decken, kann auf einen Pen, eine Spritze oder eine Insulinpumpe zurückgegriffen werden. Die Insulinpumpe eignet sich zudem dafür, den Blutzuckerspiegel zu messen und ermöglicht die größtmögliche Flexibilität und somit beste Einstellung für einen Patienten mit Diabetes Typ 1 und Typ 2.

In unserer Praxis können wir ihren nüchternen Blutzuckerwert und ihren Langzeit-Blutzuckerwert bestimmen (HBA1c: Dieser Wert sagt aus, wie innerhalb der letzten 3 Monate ihr Blutzuckerwert war), um sie auf Diabetes Typ 2 zu testen. Den Blutzuckerwert messen wir regelmäßig bei unseren Vorsorgeuntersuchungen. Diese können Sie einmalig zwischen dem 18. -35. Lebensjahr und alle 3 Jahre ab 35 Jahren bei uns kostenlos durchführen lassen. Um Sie auf Diabetes Typ 1 zu testen, können wir auch ihren C-Peptid-Wert und die Auto-Antikörper-Werte messen.

Quellen:

Ziegler et al. (2013), https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/1697963

https://www.bzfe.de/service/news/aktuelle-meldungen/news-archiv/meldungen-2022/januar/neue-ernaehrungsempfehlungen-bei-typ-2-diabetes/