Grapefruitsaft und Medikamente: Deshalb können die Wechselwirkungen gefährlich werden
Grapefruits kommen ursprünglich von der karibischen Insel Barbados, wo sie vor etwa 300 Jahren als zufällige Kreuzung zwischen Orangen und Pampelmusen entdeckt wurden. Durch den Transport von Seefahrern aus Spanien gelang die Frucht, die auch als Paradiesapfel bezeichnet wird, über die USA schließlich zu weltweiter Bekanntheit. Grapefruits und ihr Saft sind generell gesund für unseren Körper: Viel Vitamin C und B9, sowie ein hoher Gehalt an wichtigen Pflanzenstoffen, Ballaststoffen und Mineralen wie Kalium, Phosphat, Magnesium, Eisen und Calcium machen sie zu einem beliebten Lebensmittel. Was viele Patientinnen und Patienten allerdings nicht wissen ist, dass die bittere Zitrusfrucht auch Wechselwirkungen eingehen kann, die unsere Gesundheit ernsthaft gefährden können.
Vereinfacht dargestellt werden viele Medikamente innerhalb der Leber und dem Dünndarm von Proteinen namens Cytochromen abgebaut. Grapefruits und deren Saft enthalten Inhaltsstoffe, die auch für den süß-bitteren Geschmack sorgen und die Wirkung der Cytochromen stören. Einerseits können Medikamente dadurch länger und in hoher Konzentration im Blutkreislauf verbleiben: Die Folge kann für eine Überdosierung sorgen, was je nach Medikament unterschiedliche, negative Folgen für den Körper hat. Andererseits werden manche Medikamente auch schneller abgebaut, es folgt also eine Unterdosierung des Medikaments, welches dadurch nicht seine volle Wirkung entfalten kann.
Die Wirkung kann oft mehr als 24 Stunden anhalten, weshalb es leider auch nichts bringt, die Grapefruit oder ihren Saft morgens zu sich zu nehmen, wenn die Medikamente erst abends eingenommen werden. In vielen Fällen sollte am besten vollständig auf Grapefruits und Grapefruitsaft verzichtet werden, um schädliche Wechselwirkungen mit Medikamenten zu verhindern. Drei Wirkstoffe sind z.B. Clopidogrel, Rivaroxaban und Ticagrelor. In der folgenden, alphabetisch angeordneten Liste nennen wir 50 weitere Medikamente, bei deren Einnahme Sie am besten auf Grapefruits und deren Saft verzichten sollten. Diese sind jeweils mit ihrem Wirkstoff angegeben:
- Alfentanil
- Alprazolam
- Amlodipin
- Aripiprazol
- Astemizol
- Atorvastatin
- Bisoprolol
- Boceprevir
- Buspiron
- Carbamazepin
- Chinidin
- Chinin
- Chlorphen(ir)amin
- Ciclosporin
- Cisaprid
- Citalopram
- Clarithromycin
- Diazepam
- Diltiazem
- Erythromycin
- Felodipin
- Fentanyl
- Haloperidol
- Imatinib
- Indinavir
- Levonorgestrel
- Lovastatin
- Midazolam
- Mirtazapin
- Nevirapin
- Nifedipin
- Nisoldipin
- Nitrendipin
- Paracetamol
- Phenprocoumon
- Pimozid
- Ritonavir
- Saquinavir
- Sildenafil
- Simvastatin
- Sirolimus
- Tacrolimus
- Tadalafil
- Tamoxifen
- Telaprevir
- Telithromycin
- Trazodon
- Triazolam
- Verapamil
- Vincristin
Quelle dieser Liste: Riedl, T. (2019). Arzneimittelbezogene Probleme erkennen und lösen. Eschborn: GOVI Verlag. Seite 51f
Die verschiedenen Firmen, die die Medikamente herstellen, geben ihren Medikamenten oft Namen, die nichts mit dem Wirkstoff zu tun haben. Zum Beispiel kennen wir alle das Medikament Aspirin. Der Wirkstoff ist in diesem Fall Acetylsalicylsäure. Ein weiteres Beispiel ist Marcumar, bei dem der Wirkstoff, fast unaussprechbar, Phenprocoumon ist. Sie finden die Wirkstoffe meist kleingedruckt auf der Medikamentenpackung oder im Beipackzettel unter „Wirkstoffe“.
Unser Tipp: Wenn Sie unbedingt Appetit auf Grapefruit-Produkte haben und Medikamente nehmen, die mit diesen interferieren, dann bitte nur einmal wöchentlich in kleinen Dosen essen und trinken. Auf keinen Fall täglich und keine frei verkäuflichen, hoch dosierten Grapefruit-Nahrungsersatzmittel einnehmen. Bestimmte Cholesterinsenker kann man auch austauschen. Eine Kombination von Simvastatin oder Atorvastatin und Grapefruit ist keine gute Idee, aber die Cholesterinsenker Rosuvastatin, Pravastatin und Fluvastatin können in dieser Hinsicht unproblematisch mit Grapefruit-Produkten eingenommen werden.
Auch andere zum Teil pflanzliche, frei verkäufliche Substanzen können Wirkungen auf Medikamente machen. So bewirkt z.B. grüner Tee, dass die Wirkung von Betablockern (Blutdruckmedikamenten, die den Puls und Blutdruck senken oder die auch das Auftreten von Migräneattacken reduzieren können) vermindert wird. Ein zusätzliches Beispiel ist der Wirkstoff Johanniskraut zur Beruhigung oder gegen Depressionen. In wissenschaftlichen Studien hat sich ergeben, dass sich durch die Einnahme von Johanniskraut die Wirkung der Pille vermindern kann. Eine falsche Kombination kann also sehr deutliche Folgen haben. Bei Fragen zu anderen Medikamenteninteraktionen sprechen Sie uns gerne an.