Blutverdünnungsmittel (Marcumar, Xarelto, Eliquis u.a.)

Von Moritz Döring - 8. März 2021

Blutverdünnungsmittel werden in der Medizin verwendet, um der Verklumpung von Blutbestandteilen entgegenzuwirken. Dadurch soll unter anderem die Bildung von Blutgerinnseln verhindert werden. Zu den meist verwendeten Blutverdünnungsmitteln zählt Phenprocoumon, besser bekannt unter dem Handelsnamen Marcumar. Dieses wurde erstmals 1953 vom Schweizer Chemiker Alfred Winterstein und seinem Team hergestellt, bevor das Pharmaunternehmen Hoffmann-La Roche Marcumar zwei Jahre später patentierte. Somit zählt Marcumar zu den ältesten Blutverdünnungsmitteln überhaupt. Das Medikament wird besonders zur Verdünnung des Blutes nach Hirninfarkten, Herzinfarkten, Thrombosen und bei Herz-Rhythmus-Störungen (wie Vorhofflimmern) angewendet. Marcumar wirkt, indem ein Vitamin-K-Zwischenprodukt in der Umwandlung gestoppt wird. Nicht vorhandene Gerinnungsfaktoren haben anschließend die Folge, dass das Blut dünner wird.

Bei der Einnahme von Marcumar sollten regelmässig der INR-Wert und der QUICK-Wert vom Hausarzt bestimmt werden. Bei einer optimalen Einstellung unter Macumar liegt der INR -Wert zwischen 2-3 und der Quickwert zwischen 25-35%. Wie bei allen Medikamenten, können auch bei Marcumar Nebenwirkungen auftreten. Zu diesen zählen vermehrtes Nasen- und Zahnfleischbluten, Blut im Urin, sowie Blutergüsse nach leichten Verletzungen und in seltenen Fällen auch Hirnblutungen.

Will man die Wirkung von Macumar ausschalten z.B. bei einer gefährlichen Blutung, kann man durch Vitamin K (Konakion) eine schnelle Normalisierung der Blutgerinnung erreichen.

Bei größeren chirurgischen Eingriffen erfolgt gegebenenfalls eine Absetzung von Marcumar bis zu 10 Tagen vor der Operation und noch einige Tage nach der Operation. Hierbei wird dann parallel eine Spritzenbehandlung mit einem Heparin-Präparat (z.B.Clexane) durchgeführt, unter dem die Operation stattfinden kann und das Blut gleichzeitig ausreichend verdünnt wird.

Zu den neueren verwendeten Blutverdünnungsmitteln zählen außerdem Apixaban (Handelsnahme: Eliquis) und Rivaroxaban (Handelsname: Xarelto) . Apixaban, wurde erstmals 2011 zur Verwendung in der EU zugelassen. Xarelto, wurde ursprünglich vom deutschen Pharmakonzern Bayer AG hergestellt und 2008 von der EU zugelassen. Eliquis und Xarelto wirken auf dieselbe Weise, indem sie den Faktor Xa hemmen. Dieses Enzym spielt bei der Gerinnung des Blutes eine entscheidende Rolle. Indem Eliquis und Xarelto diesen hemmen, wird der Thrombin-Spiegel im Blut verringert und somit die Chance auf eine Bildung von Blutgerinnseln reduziert: Die Hemmung des Xa-Faktor in der Gerinnungskaskade führt somit zu einer Verdünnung des Blutes. Bei starken Blutungen wird Xarelto nach Rücksprache mit dem Hausarzt abgesetzt, nach 24 Stunden ist die Blutgerinnung dann wieder normal.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Eliquis und Xarelto zählen Zahnfleischblutungen, Nasenbluten, Blutergüsse, Blutungen im Auge, sowie Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen. Gegenüber Marcumar besitzen Eliquis und Xarelto den Vorteil, dass bei der Behandlung keine regelmäßige Blutabnahme zur Kontrolle nötig sind. Hirnblutungen entstehen seltener, periphere Blutungen etwas häufiger. Aus diesem Grund wird nach einem stationären Aufenthalt neuer Patienten im Krankenhaus heutzutage zunehmend Eliquis oder Xarelto verwendet. Wenn Sie allerdings mit Marcumar gut eingestellt sind, empfehlen wir zurzeit keinen Wechsel auf Eliquis oder Xarelto.

Bei größeren chirurgischen Eingriffen erfolgt gegebenenfalls eine Absetzung des Eliquis/Xarelto 24 Stunden vor der Operation. Auch hier kann während der Operation ein Heparin-Präparat verwendet werden, welches zur ausreichenden Verdünnung des Blutes führt. Teilweise reicht es allerdings auch aus, 24 bis 48 Stunden vor der Operation Eliquis/Xarelto abzusetzen. Sprechen Sie das Absetzen aber unbedingt frühzeitig mit dem operierenden Arzt durch.

Sollte ein operativer Eingriff anstehen und Sie eines der Blutverdünnungsmittel nehmen, sowie bei aufwendigen Zahnbehandlungen, Schmerzbehandlungen beim Orthopäden mit Injektionen in den Muskel oder Gelenke, Impfungen in den Muskel, Augenoperationen und anderen invasiven Eingriffen in den Körper gilt: Informieren Sie den behandelnden Arzt, da stärkere Blutungen auftreten können. Setzen Sie ihr Blutverdünnungsmittel niemals selbstständig ab, da es dann zu gravierenden Folgen kommen kann (beispielsweise Herzinfarkt, Schlaganfall oder Thrombose). Patienten, die ein Blutverdünnungsmittel einnehmen, bekommen von ihrem behandelnden Arzt einen sogenannten Blutverdünnungspass. Sprechen Sie uns gerne darauf an und tragen Sie diesen stets bei sich.